
Legendäre Rioja!
La Rioja… wenn ein Weinliebhaber diese Worte hört, dann gerät er augenblicklich ins Schwärmen. Und auch für mich gehören die Weine aus dem nordspanischen Anbaugebiet klar zu meinen Favoriten. Vor allem zum Essen sind sie kaum zu toppen! Doch was genau macht ihn aus, den typischen Rioja-Wein?
Der größte Rioja-Irrtum
Es gibt ein Vorurteil über riojanische Rotweine, das sich hartnäckig hält. Deshalb eins erstmal vorweg: Im Vergleich zu anderen Anbaugebieten kommen aus der Rioja die leichtesten spanischen Rotweine! Ja, ich weiß, das ist kaum zu glauben. Aber überzeugen Sie sich selbst und probieren Sie im Vergleich mal einen Tempranillo aus Toro oder auch aus dem Duero-Tal. Das ist ein ganz anderes Kaliber! Dagegen wirken die Riojas elegant und angenehm leicht.
Klassisch vs. Modern
Will man den Charakter der Rioja-Weine beschreiben, muss man zwischen zwei Stilen unterscheiden, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten: Den filigranen Stil der klassischen Riojas und die üppigen Fruchtwunder der Moderne! Es dürfte weltweit einzigartig sein, dass zwei derart unterschiedliche Wein-Typen eine friedliche Ko-Existenz in nur einem Anbaugebiet führen. Wie keiner anderen Region ist es der Rioja gelungen, sich dem Neuen zu zuwenden, ohne dabei die Traditionen zu vergessen.
Im Auge
Schon in der Farbe ist der Kontrast deutlich sichtbar. Während die Klassiker in einem recht hellen und durchlässigen Rot daherkommen, sind die modernen Riojas in ein tiefdunkles Purpurrot gekleidet; so dicht, dass der Glasboden nicht zu sehen ist.
In der Nase
Und auch die Aromen könnten unterschiedlicher nicht sein. Denn bei den klassischen Tropfen steht der lange Aufenthalt im Eichenfass im Vordergrund. Die Bandbreite reicht von geröstetem Holz und Leder, über Vanille und Kokos, bis hin zu Schokolade, Kaffee und Tabak. Fruchtige Nuancen sind zwar wahrnehmbar, bleiben jedoch im Hintergrund.
Ganz anders bei den modernen Riojas. Hier scheint das Glas vor saftiger Beerenfrucht geradezu überzuquellen. Typisch Tempranillo erinnert das Aroma oft an Himbeeren, Waldbeeren, dunkle Kirschen und Pflaumen. Der Ausbau im Barrique ist zwar auch hier wahrnehmbar, allerdings keineswegs so dominant und differenziert wie bei den Klassikern.
Am Gaumen
Ganz ehrlich, als ich das erste Mal einen klassischen Rioja gekostet habe, war ich davon überzeugt, dass der Wein einen Fehler haben muss. Doch mein Kollege versicherte mir: Das gehört so! Also nochmal ran ans Glas. Was mich beim ersten Schluck so überrascht hat, war die deutlich wahrnehmbare Säure. Für einen Rotwein sehr untypisch. Und doch ist genau das der Grund für den großen Erfolg der klassischen Riojas. Denn aufgrund ihres Säureniveaus wirken sie auch in deutlich fortgeschrittenem Alter ungemein frisch und sehr filigran. Ihr Lagerungspotenzial ist dadurch enorm!
Die modernen Riojas kommen dagegen viel zugänglicher und samtiger daher. Am Gaumen zeigen sie viel saftige Frucht und eine tanninreiche Struktur. Bei den gereiften Qualitäten ist die Fassreife zwar zu erkennen (häufig in Form von Vanille), doch ist sie anders als bei den Rioja-Klassikern weniger vordergründig, sondern sehr schön mit den Fruchtaromen verwoben.
Wer sich nun auf die Reise durch die Rioja machen möchte, dem seien die klassischen Tropfen zumindest versuchsweise ans Herz gelegt. Ihre Filigranität und Eleganz heben sie deutlich ab vom Mainstream und machen sie zu etwas wirklich Besonderem. Und wer einen Rotwein sucht, in den man sich am liebsten reinkuscheln würde, der ist mit den samtigen Fruchtwundern der modernen Rioja bestens beraten.
Hier einige Weintips von mir:
Klassische Rioja
Tondonia »Viña Cubillo« Crianza 2006
La Rioja Alta Torre de Oña Reserva 2008
Cune Tinto Reserva 2009
Monte Real Gran Reserva 2004
Tondonia »Viña Tondonia« Blanco Reserva 1999
Moderne Rioja
Avior Crianza 2010
Forlan Reserva 2009
Valdelana »Agnus Tinto de Autor« 2011
Remírez de Ganuza »Fincas de Ganuza« Reserva 2006
Viel Spaß beim Probieren,
Ihre Tanja Stein
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